Primärenergiefaktoren
Um Energieprozesse zu bilanzieren, wird zwischen Primär- und Endenergie unterschieden. Die Endenergie, die ein Energieträger transportiert, ist immer geringer als die Primärenergie, weil bei der Wandlung von Primärenergie - zum Beispiel beim Verbrennen von Gas zur Erzeugung von Strom - Verluste (im Fall der Gasverbrennung: Abwärme) auftreten. Außerdem geht auch beim Transport (beispielsweise bei der Leitung des Stroms über Netze) Energie verloren. Der Unterschied zwischen Primär- und Endenergie zeigt genau das: die Verluste durch die Wandlung und den Transport von Energie. Um den eigentlichen Energiebedarf (Jahres-Primärenergiebedarf) für das Heizen, die Warmwasseraufbereitung, die Lüftung und die Kühlung eines Gebäudes zu erfassen, müssen diese Verluste berücksichtigt werden. Dafür wird die Energie, die im Gebäude verbraucht wird (Endenergie), mit spezifischen Faktoren multipliziert. Dies sind die Primärenergiefaktoren.
Für jeden Energieträger gibt es spezifische Primärenergiefaktoren, weil sich das Ausmaß der Verluste je nach Energieträger unterscheidet.
Das Gebäude-Energie-Gesetz sieht in Anlage 4 folgende Primärenergiefaktoren mit nicht erneuerbarem Anteil vor (PEFNE):
- Heizöl, Erdgas, Flüssiggas, Steinkohle: 1,1
- Braunkohle 1,2
- Biogas und Bioöl: 1,1
- Holz: 0,2
- Netzstrom: 1,8
- Der PEFNE für Erneuerbare Wärme-Energien wie Erdwärme, Geothermie oder Solarthermie sowie für gebäudenahe erzeugten Strom aus Photovoltaik und Windenergie, wird mit Null ausgewiesen.
Soweit eine KWK-Anlage Strom erzeugt, die in das Stromnetz eingespeist werden, kann für diesen Strom ein PEFNE von 2,8 (sogenannter PEFNE für den Verdrängungsstrommix) angesetzt werden. Diese Überschuss-Primärenergie wirkt wie eine Gutschrift, sie vermindert also den Primärenergiebedarf bei der Erzeugung von Wärme.
Für Wärme aus KWK, die gebäudeintegriert oder gebäudenah erzeugt wurde, ergeben sich die Faktoren aus der Norm DIN V 18599-9: 2018-09 Abschnitt 5.2.5 oder Abschnitt 5.3.5.1.
Für Strom, der in Erneuerbare Energie-Anlagen erzeugt wird und in das Netz eingespeist wird, gibt es keinen vergleichbaren Primärenergiefaktor für den Verdrängungsstrommix. Stattdessen besteht die Möglichkeit einer direkten Anrechenbarkeit auf den Primärenergiebedarf.